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25.01.2025
17:46 Uhr

Finanzpolitische Kehrtwende: Bundesbank-Chef fordert mehr Schulden - Stabilitätspolitik vor dem Aus?

In einer überraschenden Wendung hat sich Bundesbankpräsident Joachim Nagel beim Weltwirtschaftsforum in Davos für eine Reform der Schuldenbremse ausgesprochen. Diese Aussage markiert einen dramatischen Bruch mit der jahrzehntelangen Tradition der Bundesbank als Hüterin der finanziellen Stabilität und wirft ernsthafte Fragen über die zukünftige Ausrichtung der deutschen Finanzpolitik auf.

Der Fall der letzten Bastion der Stabilitätspolitik

Die Bundesbank, einst stolzes Symbol deutscher Währungsstabilität und fiskalischer Disziplin, scheint nun dem zeitgeistigen Trend des lockeren Umgangs mit Staatsfinanzen zu folgen. Nagel argumentierte in Davos, Deutschland solle seine vergleichsweise niedrige Schuldenquote als Spielraum für neue Kredite nutzen - eine Position, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre.

Die schleichende Aufweichung der Schuldenbremse

Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse, die die jährliche Neuverschuldung auf 0,35 Prozent des BIP begrenzt, steht schon länger unter Beschuss von Vertretern einer expansiven Ausgabenpolitik. Mit Nagels Positionierung erhält diese Gruppe nun unerwartete Unterstützung aus den Reihen der traditionellen Stabilitätswächter.

"Wir sollten nicht die Augen davor schließen, dass wir für die Aufgaben der Zukunft mehr Geld benötigen"

Politische Agenda statt wirtschaftlicher Vernunft?

Bemerkenswert ist auch Nagels zunehmend politisches Auftreten. Während sich Bundesbankpräsidenten traditionell in politischer Zurückhaltung übten, positioniert sich Nagel nun deutlich zu gesellschaftspolitischen Themen. Seine Teilnahme an "Demonstrationen für die Demokratie" und seine Warnungen vor einem EU-Austritt zeigen eine klare politische Agenda.

Inflationsprognose wirft Fragen auf

Erstaunlich optimistisch erscheint auch Nagels Einschätzung zur Inflation. Seine Prognose, die Teuerungsrate werde zur Jahresmitte wieder bei 2,0 Prozent liegen, steht in einem gewissen Widerspruch zu den Alltagserfahrungen vieler Bürger, die weiterhin unter steigenden Preisen leiden.

Diese neue Ausrichtung der Bundesbank könnte sich als folgenschwerer Dammbruch für die deutsche Finanzpolitik erweisen. Die Aufweichung der Schuldenbremse würde nicht nur jahrzehntelange Prinzipien deutscher Stabilitätspolitik über Bord werfen, sondern auch künftige Generationen mit einer noch höheren Schuldenlast belasten. In Zeiten, in denen solide Staatsfinanzen wichtiger denn je wären, scheint nun auch die letzte Bastion der finanziellen Vernunft zu wanken.

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