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09.10.2024
06:07 Uhr

Insolvenzen im Gastgewerbe auf Zehnjahreshoch: Deutschlands Branche in Not

Insolvenzen im Gastgewerbe auf Zehnjahreshoch: Deutschlands Branche in Not

Die wirtschaftliche Lage des deutschen Gastgewerbes hat einen kritischen Punkt erreicht. Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) befinden sich die Insolvenzen in der Branche auf einem Zehnjahreshoch. Die Branche kämpft mit einer Vielzahl von Herausforderungen, die von Personalnot, sinkenden Umsätzen bis hin zu steigenden Preisen reichen.

Personalprobleme und steigende Preise

Seit der Coronapandemie hat sich die Situation im Gastgewerbe dramatisch verschlechtert. Viele Fachkräfte haben sich während der Pandemie umorientiert und die Branche verlassen, was zu einem erheblichen Personalmangel geführt hat. Dieser Mangel wird durch niedrige Einkommen und massive Mehrarbeit noch verschärft. Laut Mark Baumeister, Referatsleiter Gastgewerbe der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), sei die Personalsituation "prekär".

Mehr ungelernte Mitarbeiter

Da qualifizierte Arbeitskräfte fehlen, setzen viele Betriebe zunehmend auf ungelernte Mitarbeiter. Dies hat spürbare Auswirkungen auf die Qualität der Dienstleistungen. Fachgerechte Weinempfehlungen oder korrekte Bedienung am Tisch sind selten geworden. In der Küche steigt der Einsatz von Fertiggerichten, und das Angebot wird eingeschränkt. Saisonkarten fallen weg, und im Hotel entfällt die fachgerechte Beratung der Gäste.

Wirtschaftliche Herausforderungen

Die wirtschaftliche Lage ist ebenfalls düster. Viele Kunden sparen bei gastronomischen Angeboten, was die Umsätze weiter drückt. Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt, dass jeder Dritte in den vergangenen Jahren stärker auf den Preis geachtet hat. Laut einer Dehoga-Verbandsumfrage setzten die Hoteliers und Gastronomen im ersten Halbjahr 2024 trotz gestiegener Preise nominal knapp 11 Prozent weniger um als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn brach demnach sogar um 22 Prozent ein.

Liquiditätssorgen und Insolvenzen

Die Sorgen um die Liquidität sind groß. Laut einer kürzlich veröffentlichten DIHK-Konjunkturumfrage sorgen sich 29 Prozent der Unternehmen in der Gastronomie um ihre Liquidität. Die Zahl der Insolvenzen in der Branche ist im vergangenen Jahr mit 27 Prozent überdurchschnittlich gestiegen, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform berichtet. 14.000 Unternehmen haben aufgegeben, was etwa jedes zehnte Unternehmen betrifft.

Steigende Kosten und Steuerlast

Auch die steigenden Kosten für Lebensmittel, Getränke und Personal belasten die Branche. Die Mehrwertsteuererhöhung von 7 auf 19 Prozent zum Jahresanfang hat die Situation weiter verschärft. Knapp 90 Prozent der Betriebe sahen sich laut Dehoga-Umfrage gezwungen, ihre Preise zu erhöhen. Zwei Drittel erlitten sinkende Umsätze und Gästezahlen.

Innovative Lösungen und Ausblick

Einige Betriebe setzen bereits auf innovative Lösungen wie den Einsatz von Robotern in der Küche. Der Branchenverband Dehoga sieht in Kochrobotern ein großes Potenzial für die Zukunft. Auch McDonald's will künstliche Intelligenz stärker in ihre Arbeitsabläufe integrieren und testet Sprach-Bestellungen von KI an mehr als 100 Standorten in den USA.

Die Lage im deutschen Gastgewerbe bleibt angespannt. Ohne grundlegende Veränderungen und Unterstützung von politischer Seite könnten weitere Tausende Betriebe vor dem Aus stehen. Die Branche ruft nach mehr Unterstützung und flexibleren Arbeitsmodellen, um die Personalengpässe und wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen.

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