Rückkehr ins Büro: SAP und andere Großunternehmen beenden Homeoffice-Ära
Der Software-Gigant SAP hat kürzlich angekündigt, dass seine 107.000 Mitarbeiter künftig mindestens drei Tage pro Woche im Büro arbeiten müssen. Diese Entscheidung markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der Arbeitswelt, die seit der COVID-19-Pandemie stark von Homeoffice geprägt war. SAP-Chef Christian Klein erklärte in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung", dass diese Maßnahme notwendig sei, um die Zusammenarbeit und den Teamgeist zu stärken.
Google und andere folgen dem Trend
Auch andere große Unternehmen wie Google haben bereits ähnliche Schritte unternommen. Google hatte seine Mitarbeiter schon 2023 zurück in die Büros geholt. Diese Entwicklungen werfen die Frage auf, ob ein neuer Trend hin zu mehr Präsenzpflicht im Job entsteht. Die "Schwäbische Zeitung" hat bei großen Arbeitgebern in der Region nachgefragt, wie sie mit dem Thema umgehen.
Ravensburger: Flexibilität mit Einschränkungen
Bei der Ravensburger Gruppe gibt es eine Betriebsvereinbarung, die mobiles Arbeiten bis zu zwei Tage pro Woche oder maximal 40 Prozent der Arbeitszeit ermöglicht. Unternehmenssprecher Heinrich Hüntelmann betont jedoch, dass Termine, die eine Präsenz erfordern, Vorrang haben. Ähnlich ist die Situation bei Vetter Pharma, wo ein 60/40 Homeoffice-Modell etabliert wurde.
Stadt Aalen und ZF: Hohe Homeoffice-Quoten
Die Stadt Aalen erlaubt ihren Beschäftigten, in der Regel 20 Prozent und in Ausnahmefällen bis zu 40 Prozent ihrer Arbeitszeit im Homeoffice zu verbringen. Bei Desk-Sharing-Modellen sind sogar bis zu 60 Prozent möglich. Der Technologiekonzern ZF bietet ebenfalls flexible Arbeitsmodelle an, bei denen 40 bis 60 Prozent der Arbeitszeit im Homeoffice verbracht werden können.
Homeoffice bleibt beliebt
Viele Mitarbeiter schätzen die Vorteile des Homeoffice, wie Flexibilität, Zeitersparnis und weniger Ablenkung. Eine Studie des Immobilien-Beratungsunternehmens JLL ergab jedoch, dass 33 Prozent der befragten Unternehmen nach der Corona-Pandemie eine Präsenzpflicht eingeführt haben und weitere 27 Prozent dies in Erwägung ziehen.
Bizerba und Hymer: Unterschiedliche Ansätze
Der Waagen-Hersteller Bizerba legt großen Wert auf flexible Arbeitsmodelle und ermöglicht mobiles Arbeiten, wo immer es die Art der Arbeit zulässt. Bei der Hymer GmbH & Co. KG in Bad Waldsee hingegen ist Homeoffice nur in bestimmten Abteilungen möglich, da die Produktion der Reisemobile die Anwesenheit in den Produktionshallen erfordert.
Keine gesetzliche Regelung
In Deutschland gibt es kein gesetzlich verankertes Recht auf Homeoffice. Wenn sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber einig sind, können sie jedoch eine Betriebsvereinbarung treffen. Laut einer YouGov-Umfrage würden 47 Prozent der Beschäftigten in Deutschland den Job kündigen, wenn ihre Chefs das Homeoffice einschränken.
Die Entscheidung von SAP und anderen großen Unternehmen, ihre Mitarbeiter zurück ins Büro zu holen, könnte weitreichende Folgen haben. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend weiterentwickeln wird und welche Auswirkungen er auf die Arbeitswelt und die Zufriedenheit der Mitarbeiter haben wird.
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