Steigende Bauzinsen trotz sinkender Leitzinsen: Eine paradoxe Entwicklung
Die jüngste Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins zu senken, hat nicht die erhofften Auswirkungen auf die Bauzinsen gehabt. Trotz der Zinssenkung bleiben die Kosten für Immobilienkredite hoch. Dies wirft Fragen auf und sorgt für Verunsicherung bei potenziellen Bauherren und Immobilienkäufern.
Höhere Kreditkosten trotz Zinssenkung
Die EZB hat vor zwei Wochen den Leitzins von 4,5 Prozent auf 4,25 Prozent gesenkt. Dennoch sind die Bauzinsen gestiegen. Laut der Finanzberatung Max Herbst (FMH) liegt der mittlere Wert für Immobiliendarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung aktuell bei 3,66 Prozent. Vor einem Monat betrug dieser Wert noch 3,60 Prozent.
Die Zinssenkung der EZB wird von vielen Experten als zu gering eingeschätzt, um signifikante Auswirkungen auf den Markt zu haben. Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB Geld leihen können, hat wenig Einfluss auf langfristige Immobilienfinanzierungen.
Einfluss von Anleihen und Pfandbriefen
Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung, erklärt: "Die Bauzinsen sind mehr davon abhängig, zu welchen Zinsen die Investoren bereit sind, dem deutschen Staat in Form der 10-jährigen Bundesanleihe Geld zu leihen." Seit Jahresbeginn sind die Renditen für Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit von 2,1 Prozent auf 2,43 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg beeinflusst auch die Zinsen für Pfandbriefe, die Banken zur Gegenfinanzierung von Immobiliendarlehen nutzen.
Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Baufinanzierungsvermittlers Dr. Klein Privatkunden AG, relativiert jedoch: "Wir reden aktuell über 10 bis 15 Basispunkte, die die Bauzinsen bei einigen Banken nach dem EZB-Entscheid gestiegen sind. Inzwischen fallen sie wieder." Auch Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe, gibt Entwarnung: "Wir rechnen für die kommenden Wochen weiterhin mit einem Niveau in einem Korridor zwischen 3,5 und 4 Prozent für zehnjährige Darlehen."
Immobilienmarkt zeigt Lebenszeichen
Trotz der hohen Bauzinsen zeigt der Immobilienmarkt erste Erholungstendenzen. Die Summe der vergebenen Baukredite ist laut Bundesbank merklich angestiegen. Dies deutet auf eine höhere Nachfrage nach Immobilien hin. Max Herbst erklärt: "Es ist aktuell etwas leichter, eine Immobilie zu finanzieren als vor einem Jahr. Die Bauzinsen sind auf einem vertretbaren Niveau, die Immobilienpreise sind leicht gefallen, und im Durchschnitt dürften die Leute etwa fünf bis zehn Prozent mehr Gehalt haben als vor einem Jahr."
Langfristige Absicherung statt Spekulation
Michael Neumann rät dazu, sich von Zinsschwankungen nicht beirren zu lassen. "Gerade bei einer großen Investition wie einem Hauskauf sollte die langfristige Absicherung an erster Stelle stehen." Auch Jörg Utecht warnt vor Spekulationen auf fallende Zinsen: "Aus unserer Sicht lohnt es sich nicht, auf fallende Zinsen zu spekulieren."
Die aktuelle wirtschaftliche und politische Lage bleibt unbeständig. Faktoren wie die Neuwahlen in Frankreich und die Inflationsbekämpfung der EZB beeinflussen die Anleihemärkte und damit auch die Bauzinsen. Dennoch bleibt der Immobilienkauf eine komplexe Entscheidung, bei der viele Faktoren berücksichtigt werden müssen.
In einer Zeit, in der die deutsche Wirtschaft durch politische Fehlentscheidungen und eine unklare Zukunftsperspektive belastet wird, ist es wichtiger denn je, sich auf stabile und sichere Anlageformen wie Immobilien und Edelmetalle zu konzentrieren. Die langfristige Absicherung und eine konservative Finanzplanung sollten im Vordergrund stehen.
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