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30.08.2024
05:50 Uhr

Thyssenkrupp-Stahlkrise eskaliert: Mehrere Vorstände treten zurück

Thyssenkrupp-Stahlkrise eskaliert: Mehrere Vorstände treten zurück

Die Krise bei Deutschlands größtem Stahlhersteller, Thyssenkrupp, erreicht einen neuen Höhepunkt. Inmitten der Diskussionen um die Zukunft der Stahlsparte haben mehrere Spitzenfunktionäre ihre Ämter niedergelegt. Darunter befinden sich drei Vorstände sowie vier Aufsichtsratsmitglieder, darunter auch der Chefaufseher Sigmar Gabriel und Stahlchef Bernhard Osburg.

Verantwortung und Vorwürfe

Sigmar Gabriel machte in einer Erklärung nach einer Aufsichtsratssitzung in Duisburg vor allem den Thyssenkrupp-Chef Miguel López verantwortlich. Gabriel sprach von einer „beispiellosen Kampagne“ gegen den Stahlvorstand, die einen „schweren Vertrauensbruch“ darstelle. López habe den Stahlvorstand öffentlich unter Druck gesetzt, um dessen Rücktritt zu erzwingen.

Der Hintergrund des Streits ist die geplante Neuaufstellung und Verselbstständigung der Stahlsparte, die seit Langem unter der Konjunkturschwäche und Billigimporten leidet. Die bisherigen Pläne des Stahlvorstands wurden vom Mutterkonzern als unzureichend bewertet, was zu internen Spannungen führte. López forderte einen langfristig tragfähigen Geschäftsplan, um die Zukunft der Stahlsparte zu sichern.

Ungewisse Zukunft für die Beschäftigten

Die personellen Veränderungen werfen Fragen zur Zukunft der rund 27.000 Beschäftigten auf. Besonders betroffen ist der Standort Duisburg, wo allein 13.000 Menschen arbeiten. Der Betriebsrat befürchtet im Zuge der Restrukturierung eine „Halbierung der Hütte“ und den Abbau Tausender Arbeitsplätze. Ein Plan zur Finanzierung der kommenden zwei Jahre konnte aufgrund der jüngsten Ereignisse nicht verabschiedet werden.

Kritik von Gewerkschaften und Politik

Die IG Metall und politische Vertreter äußerten scharfe Kritik an den Vorgängen. Jürgen Kerner, der Zweite Vorsitzende der IG Metall, erklärte, dass die Ablösung der drei erfahrenen Stahlvorstände das Unternehmen meilenweit zurückwerfe. Auch die SPD-Landesvorsitzende NRW, Sarah Philipp, kritisierte den „De-facto-Rauswurf“ des Stahlvorstandes und sprach von einem dramatischen Vertrauensverlust.

Gabriels Abschiedsworte

Sigmar Gabriel, der von der früheren Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz 2022 als Aufsichtsratschef der Stahlsparte geholt wurde, verabschiedete sich mit den Worten: „Ich wünsche den Beschäftigten vor allen Dingen, dass ihr so gute Chefs bekommt, wie ihr sie jetzt verliert, und bessere Eigentümer als ihr derzeit habt.“

Die Zukunft der Thyssenkrupp-Stahlsparte bleibt ungewiss, und die jüngsten Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die tiefen internen Konflikte und Herausforderungen, die das Unternehmen bewältigen muss. Eines ist klar: Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, ob und wie die Stahlsparte sich neu aufstellen kann, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

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