ZF Friedrichshafen in der Krise: Betriebsrat fordert Klarheit für Beschäftigte
Die Situation beim deutschen Autozulieferer ZF Friedrichshafen spitzt sich weiter zu. Mit einem milliardenschweren Schuldenberg und anhaltender Absatzschwäche bei Fahrzeugen kämpft das Unternehmen um seine Existenz. Der Betriebsratschef Achim Dietrich fordert nun den Vorstand zu zentralen Verhandlungen auf, um bis Ende des Jahres Klarheit für die Beschäftigten zu schaffen.
Schwierige Geschäftslage und hohe Verschuldung
Die finanzielle Lage des Unternehmens ist äußerst angespannt. Aufgrund schlechterer Geschäftsergebnisse musste der Konzern seine Umsatzprognosen von mehr als 42 Milliarden Euro auf 40 bis 42 Milliarden Euro herabsetzen. Der Druck, weitere Einsparungen anzukündigen, steigt. Dietrich betonte: „Die Situation ist sehr, sehr, sehr ernst“ und verlangt eine schnelle Klärung der zukünftigen Personalplanung.
Massiver Stellenabbau geplant
ZF Friedrichshafen plant, zwischen 11.000 und 14.000 Stellen zu streichen, wobei allein 1.800 Arbeitsplätze bis Ende 2025 am Standort Saarbrücken wegfallen sollen. Noch ist unklar, welche weiteren Standorte betroffen sein werden, doch es wird vermutet, dass vor allem kleinere Werke schließen könnten. Bereits im September protestierten 20.000 Beschäftigte gegen die Sparpläne vor der ZF-Zentrale, jedoch ohne den erhofften Erfolg.
Hohe Zinsbelastungen und gescheiterte Preiserhöhungen
Die finanzielle Schieflage des Unternehmens ist auch auf hohe Zinsverpflichtungen zurückzuführen. Durch Zukäufe in den vergangenen Jahren hat sich ZF stark verschuldet, und die gestiegenen Zinsen machen die Refinanzierung immer teurer. Medienberichten zufolge zahlt das Unternehmen jährlich knapp eine halbe Milliarde Euro nur an Zinsen. Der Versuch, diese Kosten durch Preiserhöhungen zu kompensieren, sei gescheitert.
Kritik an der Fokussierung auf Personalkosten
Dietrich kritisiert die Konzentration des Vorstands auf die Reduzierung der Personalkosten. Ihm zufolge machen diese nur 15 Prozent der Produktionskosten aus, während der Rest auf Maschinen, Steuern und Verwaltung entfällt. Bei weniger personalintensiven Produkten für die Elektromobilität seien es sogar nur fünf bis acht Prozent. Die eigentlichen Probleme sieht Dietrich in den zahlreichen Krisen der letzten Jahre, wie der Corona-Pandemie, Lieferengpässen bei Halbleitern und gestiegenen Energiekosten.
Strategien zur Bewältigung der Krise
Der Betriebsrat plant, ähnlich wie der VW-Betriebsrat vor knapp zehn Jahren, ein Whitebook zu erstellen, in dem Einsparpotenziale aufgezeigt werden. Dietrich nennt als Beispiel die bessere Zusammenarbeit verschiedener Entwicklungszentren weltweit. Durch autonome Budgets könnten diese Cluster sich selbst managen und Aufgaben flexibler verteilen.
Forderung nach einer positiven Zukunftsperspektive
Dietrich betont die Notwendigkeit, die Mitarbeiter zu halten, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Er verweist auf die Modelloffensive von Mercedes ab dem kommenden Jahr und fordert ein stärkeres Vertrauen in eine positive Zukunft. „Wenn die Strukturen einmal abgebaut sind, kriegen wir sie nie wieder“, warnt er.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein für die Zukunft von ZF Friedrichshafen. Ob das Unternehmen die Krise meistern kann, wird maßgeblich von den Entscheidungen des Vorstands und der Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat abhängen.
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