Banker im Ruhestand: „Wenn ich nur meine gesetzliche Rente hätte, könnte ich mir einen Strick drehen“
Mit einer Banker-Karriere hat man ausgesorgt, oder? Nicht unbedingt. Gegenüber der „FAZ“ erzählt ein Ex-Banker, wie knapp manchmal das Geld ist. Obwohl er nicht eine, sondern gleich vier Renten bezieht. Der Durchschnittsrentner in Deutschland erhält gerade einmal rund 1.550 Euro im Monat. In Großstädten reicht das gerade mal für die Miete einer Wohnung von der Größe einer Streichholzschachtel. Und selbst in günstigeren Gegenden kommt man damit kaum über die Runden. Kein Wunder, dass es von Tipps für die Rente nur so wimmelt - am besten, so heißt es, noch eine private Rentenversicherung. Oder eine Immobilie als Sicherheit fürs Alter. Oder Aktien. Am besten alles.
Einblick in das Leben eines Ex-Bankers
Wie die Rente einer Person aussieht, die sich all das hätte leisten können, hat nun die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ dokumentiert - mit dem Einzelfall des ehemaligen Bankers Meinolf Schwens. Der ehemalige Banker wohnt laut „FAZ“ ganz bescheiden in Gelsenkirchen. Dabei hat Schwens eine waschechte Banker-Karriere hinter sich, schreibt die Zeitung. Nach dem Studium arbeitete der heute 70-Jährige für die Dresdner Bank, in mehreren Städten, schaffte es bis zum Abteilungsdirektor. Das war zu Beginn des neuen Jahrtausends.
Einige Jahre bevor die Commerzbank die damalige Nummer drei der Branche schluckte, baute das Bankhaus Stellen ab. Schwens sollte versetzt werden, hatte aber keine Lust auf die „Resterampe“. Er wechselt zur Royal Bank of Scotland (RBS), in den Bereich Leverage Finance. „Das war der Renner. Da habe ich sehr gut verdient, alles vom Feinsten“, sagt Schwens der „FAZ“.
Finanzkrise und ihre Folgen
Im Jahr 2009, zum Auftakt der Finanz- und später Schuldenkrise in Europa, kauft Schwens das Haus der Großeltern seiner Frau – im Departement Charente, gelegen zwischen Bordeaux und Poitiers. 100.000 Euro kostet die „Hütte“ mit einer Wohnfläche von 300 Quadratmetern und einem Garten, der einem Park gleicht. Das Haus finanziert der Banker mit einer zehnjährigen Hypothek. Zum Renteneinstieg hätte die Finanzierung abbezahlt sein sollen, erklärt Schwens gegenüber der „FAZ“.
Dann kamen die Probleme. Die RBS kommt durch die Finanzkrise ins Wackeln. Schwens schlägt eine Abfindung heraus, ehe seine Abteilung dichtmacht. 180.000 Euro. „Jeder Vernünftige wird dir sagen: ‚Bist du denn bescheuert? Du nimmst den Scheck, ohne was Vernünftiges in der Hinterhand zu haben?!‘“ – so sieht Schwens das damalige Angebot heute. Damals dachte er jedoch, er sei ja noch jung genug, und nahm den Scheck an, von welchem die Hälfte prompt beim Finanzamt landet. Zugleich musste er weiter Geld in das Haus in Frankreich stecken. Dort will er ja mit seiner Frau alt werden. Für Renovierung und Sanierung wurde das Doppelte des Kaufpreises fällig.
Die bittere Realität der Altersvorsorge
Schwens ging auf Jobsuche, merkte jedoch schnell: „Wenn du 50 bist, kriegst du keinen neuen Job mehr, kannst du vergessen.“ Letztlich versuchte es Schwens mehrfach mit eigenen Firmen, unter anderem eine Unternehmensberatung sowie eine Finanzvermittlungsgesellschaft. „Klitsche“ und „Pommesbude“ nennt er die Unternehmen heute. Das Geld floss damals nicht mehr wie früher. Der Ex-Banker musste sich von Freunden Geld leihen, damit er Haus und Wohnung behalten kann. Am Ende, mit 62 Jahren, fängt Schwens als Verwalter bei einem gemeinnützigen Verein an. Bis heute arbeitet er dort, obwohl er auch schon in Rente gegangen ist. Nur von der gesetzlichen Rente könnte er nicht stemmen, was er noch an Ausgaben hat, sagt Schwens ganz deutlich.
Vier Renten und trotzdem knapp bei Kasse
„Wenn ich nur meine gesetzliche Rente mit den 1600 bis 1700 Euro hätte, könnte ich mir einen Strick drehen. Aber mit diesen vier Renten zusammen sieht das natürlich ganz anders aus“, sagt der Banker, der zur gesetzlichen Rente noch Zahlungen aus dem Versicherungsverein des Bankgewerbes, der internen Rente der Dresdner Bank und von der Luxemburgischen Rentenversicherung bezieht, weil er als Banker auch dort gearbeitet hat. Unterm Strich bleiben Schwens, der seine französischstämmige Frau mitversorgt, rund 60.000 Euro netto. 12.000 Euro davon brauche es zum Leben, 5000 Euro fließen in Versicherungen.
Daneben zahlt er 9000 Euro Miete für die Unterkunft in Gelsenkirchen, weitere 5500 Euro für Kosten am Haus in Frankreich, welches abbezahlt ist. „Es ist wunderbar, wenn man ein Ferienhaus im Ausland hat. Aber davon, was das bedeutet, macht man sich keinen Begriff“, so Schwens. Gemeint sind damit etwa die Grundsteuer sowie weitere Fixkosten. Außerdem brauchen Schwens und seine Frau jeweils ein Auto – aus beruflichen Gründen. Für Kfz und Mobilität gibt er daher nochmals fast 8000 Euro pro Jahr aus.
Sollte Schwens irgendwann nicht mehr beim Verein arbeiten, werde er wohl endgültig nach Frankreich ziehen. Trotzdem hofft der Ex-Banker, dann vielleicht doch noch Geld für eine kleine Wohnung in Deutschland zu haben. „Man möchte ja schon in der Nähe von Freunden und Familie sein“, so Schwens gegenüber der „FAZ“.
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