ifo-Institut fordert Renteneintritt ab 69 und Abschaffung der Steuerklassen III und V
Eine neue Studie des Münchener ifo-Instituts schlägt tiefgreifende Reformen im deutschen Steuer- und Sozialsystem vor, um die Erwerbstätigkeit zu erhöhen. Angesichts des chronischen Arbeitskräftemangels und der Alterung der Bevölkerung seien drastische Maßnahmen erforderlich, um die Beschäftigungssituation zu verbessern.
Wegfall der Steuerklassen III und V
Die Abschaffung der Steuerklassen III und V für Verheiratete, die Ende Juli von der Bundesregierung beschlossen wurde, könnte laut ifo-Institut zu einem Beschäftigungsgewinn von 67.000 Vollzeitstellen führen. Diese Maßnahme soll Fehlanreize beseitigen und die Lohnsteuerbelastung gerechter verteilen. Die Ehepartner sollen künftig anhand ihres individuellen Arbeitslohns besteuert werden.
Familiensplitting statt Ehegattensplitting
Das ifo-Institut schlägt zudem vor, das traditionelle Ehegattensplitting durch ein Familiensplitting zu ersetzen. Diese Maßnahme würde den Fokus von der Ehe auf die Familie verlagern und könnte zusätzliche Anreize für die Erwerbstätigkeit schaffen. Auch die beitragsfreie Mitversicherung von Ehepartnern in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung soll abgeschafft werden.
Erhöhung des Renteneintrittsalters
Den größten Beschäftigungsschub würde jedoch eine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters von 67 auf 69 Jahre bringen, so die Studie. Diese Maßnahme sei notwendig, um den Arbeitskräftemangel zu mildern und die Rentenkassen zu entlasten. Höhere Rentenabschläge bei Frührentnern werden ebenfalls als mögliche Maßnahme genannt.
Ausbau der Kinderbetreuung
Ein weiterer wichtiger Punkt der Studie ist der Ausbau der Kinderbetreuung, insbesondere in westdeutschen Großstädten. Hier fehlt es massiv an Kita-Plätzen, was viele Eltern daran hindert, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Durch den Ausbau der Kinderbetreuung könnten zusätzliche Arbeitskräfte mobilisiert werden.
Weitere Reformvorschläge
Die Studie nennt zudem die Abschaffung der Rente mit 63 und die Einführung höherer Rentenabschläge bei Frührentnern als weitere Maßnahmen. Insgesamt könnten durch die vorgeschlagenen Reformen mehr als 1,2 Millionen Vollzeitstellen besetzt werden.
Kritik an der Steuer- und Abgabenlast
Volker Meier vom ifo-Institut betont, dass das Steuer- und Abgabensystem in Deutschland so umgebaut werden könne, dass der Arbeitskräftemangel gemildert wird. „Angesichts des Alterungsschubs und des Arbeitskräftemangels muss unser Steuer- und Sozialsystem konsequent Erwerbstätigkeit belohnen“, erklärte Meier. Auch der IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl kritisiert die hohe Steuer- und Abgabenlast für Erwerbstätige in Deutschland.
Die vorgeschlagenen Reformen des ifo-Instituts zielen darauf ab, die Erwerbstätigkeit in Deutschland zu erhöhen und den Arbeitskräftemangel zu lindern. Ob die Bundesregierung diese Vorschläge umsetzen wird, bleibt abzuwarten.
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