Infineon verlagert 1400 Jobs in „Billiglohnländer“: nach Ostdeutschland?
Deutschlands größter Chiphersteller Infineon plant den Abbau und die Verlagerung von Tausenden Stellen. In Dresden sollen jedoch 1000 neue Jobs entstehen. Was steckt hinter dieser Entscheidung?
Die Wirtschaftskrise trifft Deutschland zunehmend härter. Immer mehr große Unternehmen kündigen umfangreiche Stellenstreichungen an, um die gestiegenen Kosten durch Energiekrise, Bürokratie und Fachkräftemangel zu kompensieren. Nun hat auch Infineon, Deutschlands führender Chiphersteller, einen drastischen Sparkurs angekündigt.
Infineons Sparkurs: 1400 Stellenabbau weltweit
Infineon will weltweit 1400 Stellen abbauen und diese in sogenannte „Billiglohnländer“ verlagern, wie das bayerische Unternehmen am Montag mitteilte. Dies ist der größte Stellenabbau der vergangenen Jahre. Mit dem Sparprogramm „Step up“ möchte Infineon die Kosten in den kommenden drei Jahren um einen hohen dreistelligen Millionenbetrag senken. Im abgelaufenen Quartal sank der Umsatz des Konzerns im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent, während sich der Gewinn mehr als halbierte. Besonders betroffen ist der Standort Regensburg, obwohl die Fabrik insgesamt nicht zur Disposition steht.
Ostdeutschland als Profiteur?
Obwohl Infineon nicht genau bekannt gab, welche „Billiglohnländer“ die Stellen übernehmen werden, könnte Ostdeutschland von dem Sparkurs profitieren. Der Konzern plant, in Dresden mehr als 1000 zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Dresden beherbergt den größten Fertigungsstandort von Infineon. Zudem soll die Beschäftigung in Deutschland in Bereichen wie Innovation und Digitalisierung erhöht werden. Dies könnte Ostdeutschland einen wirtschaftlichen Aufschwung bescheren.
Gründe für den Stellenabbau
Infineon kämpft vor allem mit großen Lagerbeständen seiner Kunden, was zu enormen Leerstandskosten führt. Diese belaufen sich im laufenden Jahr auf rund 800 Millionen Euro, normalerweise sind es nach Angaben des Konzerns 150 Millionen. „Die Erholung in unseren Zielmärkten schreitet nur langsam voran“, erklärte der Vorstandschef Jochen Hanebeck auf einer Presskonferenz.
Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) bestätigt die Sorgen der Branche. Zwar sei die Branche strukturell stark aufgestellt und werde aufgrund langfristiger Trends weiter wachsen. Doch die Entwicklung der Weltwirtschaft spiele eine entscheidende Rolle für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie, und diese zeige sich aktuell schwach. Zudem habe der Wirtschaftsstandort Deutschland strukturelle Nachteile wie hohe Energiekosten, höhere Unternehmenssteuern und Belastungen durch Bürokratie.
Sinkende Nachfrage nach Elektroautos
Für 2024 rechnet Infineon mit einem Umsatz von 15 Milliarden Euro, ursprünglich war man von 17 Milliarden Euro ausgegangen. Die Nachfrage nach Produkten des Halbleiterherstellers fiel in der jüngeren Vergangenheit geringer aus als erhofft. Besonders die sinkende Nachfrage nach Elektroautos trifft die Branche hart. In einem durchschnittlichen Elektroauto sind Halbleiter im Wert von 1300 Dollar verbaut, 550 Dollar mehr als in einem Verbrenner. Da die Automobilindustrie für Infineon extrem wichtig ist und mehr als die Hälfte der Erlöse aus dem Autogeschäft stammt, hofft der Konzern auf eine baldige Erholung des E-Auto-Marktes.
Infineons Entscheidung, Stellen abzubauen und nach Ostdeutschland zu verlagern, zeigt einmal mehr die Herausforderungen und Chancen, die sich in der aktuellen Wirtschaftslage ergeben. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Maßnahmen auf die deutsche Wirtschaft und insbesondere auf den Standort Ostdeutschland auswirken werden.
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