Kirchhoff Automotive-Chef: „Es gibt keine sicheren Bänke mehr“
In einem kürzlich veröffentlichten Interview hat Wolfgang Kirchhoff, CEO von Kirchhoff Automotive, die aktuellen Herausforderungen und Veränderungen in der Automobilzulieferindustrie beleuchtet. Kirchhoff betonte, dass alte Gewissheiten für Hersteller und Zulieferer nicht mehr gelten und plädierte für eine neue Form der Zusammenarbeit.
Qualitätsstandards und Produktionsverzögerungen
Auf die Frage, ob die Autozulieferindustrie ein Qualitätsproblem habe, antwortete Kirchhoff entschieden mit „Nein“. Er erklärte, dass die Branche seit Jahrzehnten mit sehr hohen Qualitätsstandards arbeite. Probleme müssten transparent und offen mit den Kunden kommuniziert werden, um gemeinsam Lösungen zu finden. Hierbei habe die Branche viel von japanischen Lieferbeziehungen gelernt.
Entwicklungskosten und ungewisse Stückzahlen
Ein großes Problem für Zulieferer sei, dass sie oft auf ihren Vorentwicklungskosten sitzenbleiben. Kirchhoff bestätigte dies und erläuterte, dass Entwicklungskosten entweder über den Teilepreis amortisiert oder teilweise fest vergütet würden. Wenn geplante Stückzahlen nicht erreicht würden, müsse eine Lösung auf dem Verhandlungsweg gefunden werden. Besonders im Bereich der E-Mobilität sei dies ein wachsendes Problem.
Volatilität und neue Zusammenarbeit
Kirchhoff betonte, dass es keine „sicheren Bänke“ mehr gebe. Früher hätten Volumenhersteller wie Volkswagen, Opel oder Ford in Europa Modelle gehabt, bei denen Zulieferer genau wussten, welche Stückzahlen zu erwarten seien. Diese Sicherheit existiere heute nicht mehr. Dies sei nicht nur ein Problem der Hersteller, sondern der gesamten Branche. Daher müssten neue Formen der Zusammenarbeit zwischen OEMs und Zulieferern angedacht werden.
Arbeitsplätze und Standortbedingungen
Kirchhoff erklärte, dass Kirchhoff Automotive in Deutschland etwa 1250 Mitarbeiter beschäftige und konzernweit rund 13.000. Man bemühe sich seit Jahren, den Beschäftigungsstand in Deutschland zu halten, baue aber auch nicht großartig weiter auf. Dies hänge mit den Umfeldbedingungen am Standort Deutschland zusammen.
Herausforderungen durch das Verbrenner-Aus
Die Diskussion um das Verbrenner-Aus bereite Kirchhoff große Sorgen. Trotz erheblicher Investitionen in batterieelektrische Fahrzeuge sei diese Entwicklung ins Stocken geraten. Kirchhoff Automotive habe in den letzten vier Jahren einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag in Anlagen und Entwicklung von Komponenten für batterieelektrische Fahrzeuge investiert.
Wasserstoff und emissionsfreier Stahl
Im Bereich Wasserstoffantrieb für Pkw sehe Kirchhoff Automotive keine Aktivitäten. Kurz- bis mittelfristig rechne man damit, dass sich der batterieelektrische Antrieb durchsetzen werde. Kirchhoff Ecotech, die Sparte für Kommunalfahrzeuge, habe jedoch bereits 180 wasserstoffelektrisch angetriebene Fahrzeuge im Feld.
Bezüglich emissionsfreiem Stahl arbeite Kirchhoff Automotive mit führenden Stahlherstellern zusammen, um CO2-reduzierte oder CO2-freie Stahlgüten zu erproben und später in die Serie zu bringen. Bis 2030 wolle man 25 Prozent der Emissionen im Vergleich zum Jahr 2022 einsparen.
Internationalisierung und Wettbewerb
Kirchhoff Automotive wachse derzeit stark in Nordamerika, insbesondere in Mexiko, sowie in Zentral- und Osteuropa. In China könne man sich einen weiteren Standort vorstellen, abhängig von zukünftigen Kundenprojekten. Der Wettbewerb mit chinesischen Lieferanten nehme zu, und es bleibe abzuwarten, wie diese in Europa Fuß fassen würden.
Standort Deutschland und politische Kritik
Kirchhoff kritisierte die hohen Energiekosten, Steuern und Abgaben in Deutschland. Die Überregulierung und Bürokratie, die zunehmend auch von der EU komme, mache den Standort unattraktiv. Zudem hätten sich die Arbeitskosten in den letzten sechs Jahren um 35 Prozent erhöht. Auch der hohe Krankenstand in der Nach-Covid-Zeit bereite Probleme. Kirchhoff bemängelte, dass die aktuelle politische Führung den Menschen keine Orientierung und Perspektive gebe, sondern Verunsicherung schüre.
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